Meine Erlauber einsetzen

Vom Antreiber zum Erlauber

Jetzt hast du einen Einblick in die Antreiber bekommen und kannst nachvollziehen, wie die verschiedenen Typen ausgeprägt sind. Denke nochmal an die Ergebnisse aus deinem Selbsttest zurück.

Schritt 3

Nimm dir für die folgende Übung ca. 10-15 Minuten Zeit.

Suche dir einen der Antreiber aus, an dem du arbeiten möchtest und überlege, in welchen Situationen dieser dein Verhalten beeinflusst. Suche dir eine besonders einprägsame oder typische Situation dafür aus. Es kann helfen, dich dafür einmal zurückzulehnen, die Augen zu schließen und die Situation vor deinem inneren Auge einmal nachzuerleben. Beantworte dann für dich die folgenden Fragen und notiere deine Überlegungen auf deinem Zettel.

  • Was löst die Situation bei dir im Körper aus? Wo fühlt es sich fest oder angespannt an?
  • Was war der Auslöser für dein Verhalten?
  • Was wäre dein gewünschtes Verhalten in der Situation?
  • Inwiefern nützt dir das ausgeübte Verhalten, auch wenn es nicht deinem Wunsch entspricht?
  • Was würden die anderen beteiligten Personen vermuten, wie du dich fühlst, wenn du sie fragen würdest?
 

Jetzt kannst du, wenn du möchtest, versuchen deine Überlegungen zu einem Antreiber-Satz zuzuspitzen, der sich auf die konkrete Situation bezieht, z.B. „Ich muss meinen Eltern zeigen, dass ich mich im Studium anstrenge“. Wenn der aufgeschriebene Satz ein Gefühl in deinem Körper verursacht (z.B. „eine Last auf den Schultern“, „ein Stein auf der Brust“ o.ä.), dann ist das ein gutes Zeichen dafür, dass dieser für dich einen gewissen Wahrheitswert enthält.

Denkmuster aufbrechen!

Wenn wir unser bisheriges Verhalten und damit auch die stärker ausgeprägten Antreiber reflektieren, können wir sie in den jeweiligen Situationen besser erkennen und bewusst(er) verändern. Ziel unserer Übung ist es, aus dem Gefühl von „ich muss“ ein „ich darf“ zu machen und vom Antreiber zum Erlauber zu kommen.

Der Erlauber ist der Gegenpart zum verinnerlichten Antreiber. Dieser kann von innen oder außen kommen und du kannst ihn als Fähigkeit und Hilfsmittel verstehen. Er kann dir helfen, dich in einer Situation. in der du dich „getrieben fühlst“ auf deine eigentliche Intention zu besinnen, und dir deine Antreiber gezielter zunutze machen.

Schritt 4

Nimm dir deine Notizen wieder zur Hand und lies sie noch einmal durch. Falls du einen Antreibersatz formuliert hast, kannst du diesen im Folgenden nutzen. Denn jetzt drehen wir den Spieß um und machen zumindest sprachlich aus dem Zwang eine Möglichkeit. Das können z.B. Aussagen sein,  die mit „Ich darf…“ beginnen. Zum Beispiel:

„Ich darf mir Zeit lassen“ … „Ich darf um Unterstützung bitten.“ … „Ich darf auch kleine Erfolge genießen.“

Nutze deine Notizen um einen Erlauber als Satz zu formulieren. Falls dir das zunächst schwer fällt, dann bleib gerne konkret, und beziehe dich zunächst auf die Situation, die du im letzten Schritt gewählt hast. Der Satz darf auch länger sein, oder z.B. mit „Ich kann…“ beginnen. Entscheidend ist hier vor allem die Wirkung, die er bei dir auslöst.

Schreibe deinen Erlauber dann als Satz auf und sprich ihn einmal laut aus. Horche in deinen Körper hinein, was dieser Satz, wenn du ihn aussprichst, in dir bewegt. Ändere ggf. nochmal die Formulierung und sprich den Satz erneut laut aus, bis du den Eindruck hast, dass er ein positives Gefühl z.B. ein Gefühl von Erleichterung, Freiheit oder Entlastung in dir auslöst. Spüre auch nochmal ob du dieses Gefühl bestimmten Körperregionen zuordnen kannst, das hilft dir dabei die Einstellung zu verinnerlichen.

Der Erlauber-Satz und vor allem das gewonnene Gefühl daraus ist das, was du aus dieser Übung mitnehmen kannst. Ähnlich wie beim Prompt (vgl. Umweltschutzpsycholgie) kann es helfen, dir den Satz aufzuschreiben und an einem Ort zu platzieren, wo du ihn im Alltag wieder findest.

Diese Aufgaben sind nur ein kleiner Schritt in Richtung eines bewussten Umgangs mit unseren Antreibern und dadurch auch mit uns selbst. Das Modell, was wir hier hinzuziehen, ist nicht allgemeingültig und muss nichtzu 100% auf dich zutreffen. Setze dich gerne weiter damit auseinander – vor allem, wenn die Beantwortung der Aufgaben dir etwas schwerer gefallen ist.

Auf der Reise hin zu einer nachhaltigeren Zukunft spielt der nachhaltige Umgang mit uns selbst, sprich unserer Motivation und unseren Ressourcen, eine wesentliche Rolle. Wenn wir erkennen, was uns innerlich antreibt, und eine bewusste Verbindung dazu aufzubauen, beeinflusst das unsere Wirkung auf die Umwelt, die wir verändern möchten. Und nicht zuletzt gehört zu Nachhaltigkeit auch, dass wir gut zu uns selber sind.

Jetzt aber wieder zurück zur Gegenwart: Nimm die Erkenntnisse aus dem Modul mit auf deinem Weg, während du weiter im Kurs unterwegs bist. Beobachte dabei, wann und wie du dein(e) Antreiber in den nächsten Wochen wahrnimmst, und inwiefern dir deine Erlauber, helfen können gut zu dir selber zu sein.

Hier sind wir jetzt einmal tief in unserer Persönlichkeit abgetaucht. Falls du dazu weiteren Gesprächsbedarf hast, oder dich noch unwohl mit deinen Erkenntnissen fühlt, melde dich bitte beim Kursteam. Denn wir möchten, dass du gestärkt aus dieser Übung hervorgehst. Du kannst aber auch gerne jederzeit auf das Kursteam zukommen, um im Rahmen eines Gesprächs weiter mit deinen Antreibern und Erlaubern zu arbeiten.

Wenn du die Antreiber im Rahmen eines eigenen Coachings oder mit deiner Gruppe/Initiative thematisieren möchtest, solltest du vorab erklären worum es geht, damit der oder die Coachee bzw. die Gruppe weiß, wovon die Rede ist und was das Ziel ist. Da dies auch eine sehr persönliche Aufgabe ist, solltest du ein gutes Gespür für die Person oder Gruppe haben und sensibel mit dem Thema umgehen. Darüber hinaus solltest du darauf hinweisen, dass der Test nur ein Hilfsmittel ist, Zugang zu den eigenen Antreibern zu finden und stets eine Momentaufnahme darstellt.

Der hier genutzte Fragebogen ist übrigens nur eine Möglichkeit, die Antreiber zu ermitteln, es können auch andere Methoden hilfreich sein. Außerdem sollte es immer das Ziel der Aufgabe sein, eine positive Aussage bzw. einen Erlauber zu erarbeiten, statt das Antreiber-Ergebnis im Raum stehen zu lassen.