Unser Bezug zu Tieren

Ein kleiner Mensch-Tier-Exkurs

Seit wir uns als Menschen miteinander verständigen, spielen Tiere eine besondere Rolle: als faszinierende Wesen, gefährliche Feinde, lebenswichtige Nahrung, treue Begleiter und Projektionsfläche für unsere kulturellen Mythen.

Oft wünschen wir uns, Eigenschaften von Tieren zu haben – sicher kennst du aus fabelhaften Erzählungen ‘geflügelte‘ Worte wie zum Beispiel ‘Schlau wie ein Fuchs‘, ‘Stark wie ein Bär‘ oder ‘Weise wie eine Eule‘.

Kein Wunder also, dass einige dieser Tiere auch den Weg in unseren Kurs gefunden und sich thematisch passend in den Modulen aufgestellt haben.

Foto: Ratno Sardi/Griffith University. In: Filser, H. Die älteste Jagdszene der Welt. Süddeutsche Zeitung. 12.12.2019.

Diese Indonesische Höhlenmalerei stellt eine Jagdszene mit Mensch-Tier-Wesen, sogenannten ‘Therianthropen‘ dar, und ist ca. 44.000 Jahre alt. Sie zeigt eindrücklich, wie präsent Tiere im Leben der Menschen sind und deutet auf unsere anhaltende Faszination mit ihnen hin. Das kommt nicht von ungefähr.

Nicht nur für unsere menschlichen Wünsche und Bedürfnisse, sondern besonders für die Intaktheit von Stoffkreisläufen in natürlichen Ökosystemen nehmen Tiere eine zentrale Rolle ein.

Deshalb verbinden wir sie auch in unserer gedanklichen Repräsentation mit bestimmten Eigenschaften.

Komplexe tierische Systeme

Schon in einem kleinen Ausschnitt des Waldes, ein natürliches Ökosystem, besteht eine komplexe Wechselwirkung zwischen den (tierischen) Akteur*innen und ihren Funktionen im System.

Wenn wir solche komplexen Systeme analysieren, hängt das Ergebnis immer auch von unserer Perspektive und unserem Standpunkt ab.

Wir generieren Wissen darüber – aber berechtigt uns dieses, in das System einzugreifen?

Ab wann sind wir ein Teil des Ökosystems und seinen Prozessen?

Schritt 1

Wir kommen zur ersten Reflexionaufgabe. Nimm dir einen Zettel und notiere in ca. 10 Minuten, welche Eigenschaften du mit diesen Tieren verbindest.

Ob wir als Menschen spüren können, wie wichtig Tiere für unser beständiges Zusammenleben auf der Erde sind?

Sehnen wir uns deshalb nach einer friedlichen Verbundenheit mit ihnen, indem wir sie zähmen und zu Haustieren umerziehen? Oder überwinden wir damit eine tief verwurzelte Angst vor der wilden, unbezwingbaren Natur?

Jedenfalls kommen wir unseren Haustieren besonders nah. Wir geben ihnen Namen, wir bringen ihnen bestimmte Verhaltensweisen bei und wir sprechen sogar mit ihnen. Ob sie uns tatsächlich verstehen können?

Schritt 2

Denk an eine persönliche Beziehung, die du mit einem Tier hast oder hattest. Erinnere dich an deinen schönsten und traurigsten Moment mit diesem (Haus)Tier. Nimm dir für die Überlegung einen Moment abseits von deinem Bildschirm Zeit.

Wenn du möchtest, kannst du die Gefühle oder Gedanken, die dabei aufkommen, auf deinem Zettel festhalten.

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Menschliche Einflüsse

Das Anthropozän

In den letzten Jahrhunderten und Jahrtausendenden sind wir Menschen zur maßgeblich gestaltenden Kraft globaler Umweltveränderungen geworden. Wissenschaftler*innen sprechen deshalb auch vom ‘Menschzeitalter‘ oder ‘Anthropozän‘.

Wegen dessen Folgen machen wir uns aktuell Gedanken um eine nachhaltige Lebensweise und einen versöhnlichen Umgang mit dem uns umgebenden Erdsystem.

Um nur ein Zahlenbeispiel zu nennen...

0 %
der Biomasse an lebenden Säugetieren machen Menschen und Nutztiere aus.
0 %
der Biomasse an lebenden Vögeln machen die Tiere aus der Geflügelhaltung aus.

Die Ausbreitung unserer Zivilisation benötigt immer mehr Lebensraum und Ackerfläche, um uns zu ernähren.

Dadurch verschwinden unberührte Naturgebiete, und viele Tierarten sterben aus, während sich andere Arten an das Zusammenleben mit ihren neuen ‘menschlichen Nachbarn‘ anpassen und auch ganz neue Arten entstehen.

Die Umweltschutzorganisation OroVerde hat dies in einem Bildungsposter zu Artenvielfalt im Regenwald sehr anschaulich dargestellt. Unser aktueller Umgang mit der Natur – der ökologischen Ebene – ist ganz klar von einer vertreibenden, zerstörerischen Tendenz geprägt.

Wir bewegen uns hier im Kurs in einem Kontext, wo uns bewusst ist, dass eine nachhaltige Entwicklung mit einem veränderten Zugang zur natürlichen Umgebung zusammenhängt.

Schauen wir doch einmal, wie wir solch einen Zugang in der Bildungsarbeit mit Tieren voranbringen können.