Überlege dir jetzt, was du gerne planen möchtest. Zur Inspiration kannst du dich zurück zum Kursanfang denken und auf deine Kompetenzfigur schauen, die du dort vor einigen Wochen angelegt hast.
Was sind Themen, die dich bewegen? Möchtest du z.B. Themen aus dem Kurs für deine Initiative oder andere Studierende neu aufbereiten?
In welche Richtung zieht es dich? Wo möchtest du als Multi aktiv werden? Was waren die Ziele, die du dir am Anfang des Kurses gesetzt hast?
Könntest du den Initiativen an deiner Hochschule helfen, um ihre Ziele zu erreichen? Hast du eine bestimmte Methode im Kopf, die du ausprobieren möchtest, wie z. B. die Zukunftswerkstatt?
Wir empfehlen für den Einstieg eine kurze Session von maximal 3 Stunden. Dafür haben wir einige Beispiele mitgebracht. Inzwischen sind virtuelle Angebote auch viel relevanter geworden und du kannst gerne etwas Digitales planen oder passende Maßnahmen mitdenken.
Wir benutzen NAOMMIE dafür, eine Planungs- und Designmethode, die sich an der Version der Jugendorganisation euforia orientiert.
Damit kannst du Schritt für Schritt planen, von kurzen Sessions bis hin zu mehrtägigen Veranstaltungen.
NAOMMIE steht für…
Es ist eine Arbeits- und Strukturhilfe, die nicht immer in diesem Umfang gebraucht wird. Die Grundidee dahinter ist es, zu schauen, dass ich kein Angebot schaffe, nur weil ich Lust darauf habe. Stattdessen sollte ich nachschauen, was gefragt ist und für wen ich das mache.
Für ein wöchentliches Treffen ist es z.B. möglich, einen Teil der NAOMMIE Struktur zu übernehmen. Sie kann enorm dabei helfen, einen Überblick zu bekommen und die Ziele herauszuarbeiten.
Auch viele erfahrene Moderator*innen planen ihre Sessions noch relativ genau, gerade dann, wenn Neues ausprobiert wird. Mit der NAOMMIE dokumentierst du auch, was du gemacht hast, damit du später darauf zurückgreifen kannst.
Nimm dir jetzt einen Zettel (du kannst auch gleich in ein digitales Dokument schreiben) und gehe die folgenden Punkte der NAOMMIE für deine Session durch.
Zunächst überlegst du dir die Needs, also die Bedürfnisse und Interessen, aller Interessengruppen, die irgendwie an der Session beteiligt sind. Das sind:
Du und andere Moderator*innen
Teilnehmende evtl. mit Untergruppen,
Organisation(en) für die du oder mit denen du die Session umsetzt
Evtl. Geldgeber*innen und Vermieter*innen, wenn du zusätzlich Räume brauchst.
Zum einen kannst du dir überlegen, was du für diese Interessengruppen für relevant hältst. Versuch dich in sie hineinzuversetzen.
Interessen können unterschiedlich sein, z.B. Menschen kennen lernen, sich persönlich weiterentwickeln, neue Ansätze lernen, Pausen für informellen Austausch finden, ein Problem lösen, die Organisation bekannter machen, gemeinsames Verständnis von etwas schaffen, inspiriert werden, gratis Essen, pünktlich fertig sein, um zu einer Party zu gehen, usw.
Oft haben Interessengruppen mehrere Interessen und natürlich verschiedene individuelle Voraussetzungen. Diese Fragen können dir dabei helfen, diese Aspekte mit zu bedenken:
Was motiviert sie?
Was haben sie für Ziele und was brauchen sie dafür?
Warum haben sie sich angemeldet?
Was stand in der Anmeldung (falls vorhanden)?
Wurden konkrete Vereinbarungen getroffen?
Wie viele Personen erwartest du?
Zum anderen kannst du die Interessengruppen auch direkt danach fragen, entweder live, wenn ihr euch trefft oder eine Telekonferenz usw. habt, im persönlichen Gespräch oder mit einem Fragebogen, den du vorab schickst. Diese Vorababfrage wird wichtiger, umso länger die Einheiten sind, die du planst.
Wenn du eine mehrtägige Veranstaltung planst, kannst du direkt die Erwartungen für den nächsten Tag abfragen, um die Sessions, die du schon geplant hast, damit abzugleichen.
Dieser Schritt, in dem du die Needs klärst, ist essenziell! Dafür kann man sich ruhig viel Zeit nehmen, denn die anderen Schritte ergeben sich daraus. Nur wenn du weißt, was die Interessen sind, kannst du sie in deine Planung einbeziehen.
Der Aim, bzw. das übergeordnete Ziel ist die große Vision, die dir die Richtung, Motivation und Inspiration für deine Session gibt. Du darfst hier ruhig groß und aufregend denken: „Es wäre super, wenn wir dorthin gelangen könnten!“
...Multiplikator*innen Tools in die Hände zu geben, um Schwung in ihre Initiativen zu bringen, mit dem sie ihre eigenen Hochschulen umkrempeln und Veränderungen lostreten!
Schreib dein Ziel in einem Satz auf auf deinem Zettel auf.
Relevante Fragen zur Bestimmung dieses Ziels könnten folgende sein: Was wäre das bestmögliche Ergebnis dieser Session? Wenn alles gut laufen würde, wo wären wir dann? Was braucht die Organisation oder Initiative?
Hier geht es an die Objectives bzw. Ziele der Session. Das heißt, du legst hier smarte Ziele für deine Session fest.
Versuche 3-4 Ziele festzulegen, die du am Ende der Session abhaken kannst. Diese sollten dich auch deinem großen Ziel näher bringen.
Sie können auch sehr einfach sein und Bezug auf die Gruppendynamik nehmen z.B. dass Teilnehmende am Ende der Session sich der Vision der Initiative bewusst sind und diese im darauf folgenden Projekt integrieren.
Methodology bzw. die Methodik ist die „Persönlichkeit“ der Session. Wie soll die Session sich anfühlen?
Es ist das Gefühl, das du durch deine Aktivitäten in der Session erzeugen möchtest. Du kannst dafür Adjektive verwenden, als würdest du eine Person beschreiben z.B. “ernst, professionell, inspirierend, formell, locker, bequem, erfahrungsorientiert, freundlich, offen, etc.”
Konzentriere dich für deine Session auf maximal 5 – 6, anstatt zu versuchen, hundert verschiedene Gefühle in eine Sitzung einzubauen. Dies könnte eine Überlastung für dich und die Teilnehmenden sein. Folgende Fragen können dir dabei helfen:
Wie soll sich das Ereignis anfühlen? Was sollte die Persönlichkeit dieser Session sein? Welche Gefühle möchte ich bei den Teilnehmer*innen hervorrufen? Welche Gefühle habe ich, wenn ich an die Sitzung denke?
Schreibe sie dir auf deinen Zettel oder in dein Dokument rein.
Dieser Schritt hilft dir, im Anschluss die passenden Methoden herauszusuchen. Wenn die Session sehr formell wirken soll, ist eine Verkleidungseinheit wahrscheinlich unpassend. Strebst du eher eine lockere, fröhliche Session an, wäre sie vielleicht ideal, ein Frontalvortrag dafür aber nicht.
Bei der Method, also Methode, steigen die meisten Menschen normalerweise in die konkrete Planung ein.
Nach den Schritten bisher können wir aber viel gezielter vorgehen und schauen, welche Methoden sich aus den vorherigen Punkten ergeben. Immer die Needs im Kopf behalten! Denn wenn du den einen Workshop bis ins letzte Detail planst, ohne, dass er aber die Teilnehmenden abholt, machst du dir viel Arbeit für einen kleinen oder auch gar keinen Effekt.
Eine Methode ist wie ein Rahmen, den man mit unterschiedlichen Bildern füllen kann. So kannst du die gleiche Methode für unterschiedliche Themen verwenden. Hier sind einige Beispiele, die unterschiedliche Funktionen erfüllen:
Überlege, an welcher Stelle es sinnvoll ist einzeln, in kleineren Gruppen oder sogar im Plenum zu arbeiten. Das hängt stark davon ab, was erarbeitet werden soll, wie die Atmosphäre zwischen den Teilnehmenden an verschiedenen Stellen sein soll und wie viel Zeit du hast.
Um Ideen zu zu sammeln, gibt es diverse Möglichkeiten. Die Stille Diskussion z.B. wo zu einer Frage oder einem Thema auf Postern Ideen gesammelt werden (ohne miteinander zu sprechen) und Personen gegenseitig Beiträge kommentieren und weiterspinnen können. Dann gibt es natürlich das klassische Brainstormen, das Mindmappen, Begriffe auf Karteikarten sammeln oder die Crazy-8 Methode.
Wenn viele Inhalte zusammenkommen, geht schnell mal der Überblick verloren und um produktiv weiterzuarbeiten, muss Struktur in die Sache gebracht werden. Ideen also wieder zu ordnen und neu zu sortieren (als Gruppe oder Moderation) kann mit verschiedenen Methoden passieren. Wir nutzen hier im Kurs das Clustern/Gruppieren, aber auch Mindmaps können sich dafür anbieten.
An verschiedenen Stellen müssen aus vielen Ideen einige ausgewählt werden, um mit ihnen weiter zu arbeiten. Dafür kannst du z.B. mit der Entscheidungsfindung nach dem Systemischen Konsensieren arbeiten. In kleineren Workshops mit wenig Zeit und weniger vertrauen Gruppen bieten sich auch klassische Abstimmung mit Handzeichen an, oder dem Markieren von Präferenzen z.B. mit Klebepunkten oder Häkchen.
Hierzu gehören z.B. die Zukunftswerkstatt oder auch die Methode des Design Thinking. Aber das Ganze funktioniert auch niedrigschwelliger. Du kannst z.B. verschiedene Aktivitäten einsetzen, um Kreativität anzuregen. Etwas zu malen, basteln oder kneten ruft ganz andere Ideen und Assoziationen hervor, als zu schreiben. Rollenspiele oder theaterpädagogische Methoden können auch kreative Mittel sein, um ein Thema zu bearbeiten.
Als Moderation solltest du ein Gefühl für die Stimmung in der Gruppe haben. Das kann ganz intuitiv passieren aber eine Abfrage zwischendurch lohnt sich immer. Du kannst dafür ein Gefühlsblitzlicht nutzen, wo jede*r in einem Wort sagt, wie es ihm/ihr geht. Eine Popcornrunde bietet sich auch an, wo nicht reihum geteilt wird sondern spontan (wie willkürlich aufploppendes Popcorn) reingerufen wird. Stimmung lässt sich natürlich auch non-verbal als Feedback einholen, z.B. mit dem schriftlichen 5-Finger Feedback, wo jeder Finger für eine bestimmte Meinung steht.
Zu Feedbackmethoden kommen wir gleich nochmal zurück! Behalte an dieser Stelle diese Methoden im Kopf oder ziehe dir eine Methodensammlung heran, um im nächsten Schritt deine Session weiter im Detail zu planen!