Erneut starten wir mit einer kleinen Aufgabe, die deine Ideen aus der Einführungswoche aufgreifen. Nimm dir an dieser Stelle Zeit, um über den Begriff „Nachhaltigkeit“ nachzudenken.
Ohne zu lange zu überlegen, notiere dir die ersten 7 Begriffe, die du sofort mit dem Thema assoziierst, und notiere sie auf einem Zettel. Den Zettel kannst du dir anschließend offen und sichtbar an deinen Arbeitsplatz legen.
Markiere und ergänze ggf. welche Aspekte der Nachhaltigkeit für dich persönlich besonders relevant sind. Warum sind diese Aspekte für dich so relevant und wo begegnen sie dir in deinem persönlichen Alltag?
Nachhaltigkeit erscheint oft als ein zugleich schwammiger und komplexer Begriff, der dennoch unglaublich viel Relevanz hat. Aber was bedeutet er? Wir könnten jetzt einen Ritt durch die Geschichtsbücher unternehmen und die Entwicklung des Begriffs erforschen (Über Carl von Carlowitz, den Erdgipfel in Rio und die SDGs)…
Aber vermutlich würde das weniger dabei helfen, die Bedeutungsdimensionen des Nachhaltigkeitsbegriffs und vor allem seine Umsetzung heute zu erklären, auch wenn es eine Geschichte voller Höhen und Tiefen ist. Wenn du an der historischen Entwicklung des Begriffs interessiert bist, kannst du am Ende des Moduls tiefer einsteigen.
Eine bessere Herangehensweise ist hier auf einen Begriff zurückzugreifen, der die Prozesshaftigkeit beschreibt: Nachhaltige Entwicklung.
Nachhaltige Entwicklung ist demnach ein Prozess, bei dem unterschiedliche gesellschaftliche Visionen in Verbindung mit den Aspekten der Gerechtigkeit, dem Wohlergehen aller Menschen und einer Verantwortung gegenüber der Zukunft erreicht werden sollen (vgl. Heinrichs & Michelsen 2014).
Aber wie sieht das nun aus? Vielleicht beginnen wir hier einmal umgekehrt. Was wäre die Alternative zu einer Nachhaltigen Entwicklung? Wie würden Menschen heute und in Zukunft leben, wenn wir global wie auch regional keine nachhaltigen Verhältnisse für alle Individuen schaffen?
Überlege dir kurz, wie eine nicht-nachhaltige Welt in 20 Jahren aussähe. Welche Zustände würden wir antreffen und wen würden sie beeinflussen? Konstruiere dir ein einfaches Wirkungsgefüge und notiere es mit auf deinem Zettel.
Wie du vermutlich gemerkt hast, handelt es sich wenig überraschend um ein sehr komplexes Feld, auf dem unwahrscheinlich viele Faktoren zu beachten sind.
Trotzdem wollen wir erst einmal mit einer kompakten Definition von Nachhaltiger Entwicklung starten und uns im weiteren Verlauf vortasten.
Eine der bekanntesten und am häufigsten benutzten Definitionen nachhaltiger Entwicklung stammt aus dem 1987 verfassten Brundtland-Bericht.
„Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs. It contains within it two key concepts:
The concept of ’needs‘, in particular the essential needs of the world’s poor, to which overriding priority should be given; and the idea of limitations imposed by the state of technology and social organization on the environment’s ability to meet present and future needs.“
In anderen Worten: Um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten, müssen sowohl die menschlichen Grundbedürfnisse aktuell (intragenerationell) als auch in Zukunft (intergenerationell) erfüllt werden.
Außerdem sollte dabei immer auf lange Frist ein gesellschaftliches Entwicklungs- und Handlungspotential ermöglicht werden. Dabei muss sich das menschliche Handeln im Rahmen der Begrenzungen unserer natürlichen Umwelt bewegen, um diese langfristig zu erhalten.
intragenerationell
"intra" (lat.) bedeutet übersetzt "innerhalb", hier also innerhalb einer Generation
intergenerationell
"inter" (lat.) bedeutet übersetzt "zwischen", hier also zwischen den Generationen
limitiert
Limit kommt von limes (lat.) und bedeutet „Grenzlinie, Querweg“ der hier nicht überschritten werden darf
Damit zeigt sich auch, warum der Brundtland-Bericht historisch so bedeutend ist: zum ersten Mal wird die Frage menschlicher Entwicklung und globaler Gerechtigkeit fest verkoppelt mit der Frage der Umwelt bzw. des Umweltschutzes.
Sieh dir die Ergebnisse von der vorherigen Aufgabe an. Versuche nun, mit der Nachhaltigkeitsdefinition nach Brundtland im Hinterkopf die von dir beschriebenen nicht-nachhaltigen Zustände umzudrehen.
Wie würde eine Gesellschaft in nachhaltiger Entwicklung aus deiner Sicht aussehen? Vergleiche die Ergebnisse mit deinen bisherigen Assoziationen vom Anfang.
Nachhaltigkeit und Nachhaltige Entwicklung
Brundtland Definition von Nachhaltiger Entwicklung
Die Wohl beste Möglichkeit, tiefer in ein Thema einzusteigen ist über eine Geschichte.
Im Comic „The Great Transformation“ des WBGU (Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen) kannst du in die Frage eintauchen, wie Nachhaltigkeit aus wissenschaftlicher Sicht aufgefasst wird.
Lies dir den Prolog und Kapitel 1 (S. 5 – 23) durch, später gerne auch mehr.
Ergänze deine bisherigen Notizen um eine kurze Zusammenfassung des Comics anhand dieser Leitfragen.
Welche großen Problematiken werden hier in Bezug auf eine Nachhaltige Entwicklung beschrieben, die es zu lösen gibt? Welche Konflikte tun sich dabei auf?
Füge ggf. weitere Problematiken hinzu, die dir einfallen. Vergleiche deine Ergebnisse mit denen aus der ersten Aufgabe in diesem Modul.