Big Points und small peanuts

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Das war nun wirklich viel Input von unserer Seite. Bevor es zum Ende wieder praktischer weitergeht, gönne dir doch erstmal ein paar Minuten für dich.

Keine Handy-Pause, sondern richtig bildschirmfrei!

Gehe doch einmal vor die Tür, hol dir ein Getränk oder laufe einmal kreuz und quer durch den Raum.

Von der Theorie in die Praxis

Nun haben wir uns das Modell genauer angeschaut und überlegt, was für (vielleicht nicht ganz unkomplizierte) Grundannahmen damit einhergehen. Bei dir ist bestimmt schon die Frage aufgekommen – was heißt das eigentlich in der Realität? Welche konkreten Maßnahmen für klimaschützendes Verhalten können denn dazu beitragen, Barrieren zu überwinden?

Das möchten erstmal gerne von dir hören – bei allen Barrieren, die bis hierhin benannt wurden, gibt es ebenso viele Möglichkeiten, klimaschützendes Verhalten zu praktizieren. Wir schauen für den Moment erstmal nur auf einen einzigen kleinen Auschnitt dieses Verhaltens: Die Reduzierung von CO2.

Schritt 7

Nehme Dir ein paar Minuten Zeit und überlege: Welche Handlungen tragen deiner Meinung nach sehr effektiv zur Verringerung des CO2-Ausstoßes in die Atmosphäre bei?

Notiere dir mindestens 3 Beispiele auf deinem Zettel – diese können sich auf ganz verschiedene Bereiche beziehen.

Big Points = große Wirkung?

Wir wollen dir zum Ende dieses Moduls etwas erzählen zu den sogennanten Big Points des klimaschützenden Handelns. Höre dir gerne den folgenden Text gleich als Audiodatei an, ansonsten kannst du aber auch gerne lesen.

  • Was hat wieviel Einfluss?

    Recycling, LED-Leuchtbirnen, Zero-Waste, E-Autos, Kleidertausch, vegane Ernährung, autofreie Innenstädte, Kauf von bioland-Lebensmitteln, ein Upcycling-Rucksack, Waschen nur noch mit Efeu und Waschnüssen, Flugverzicht...Die Bandbreite der Handlungen, die wir als nachhaltig betrachten, ist riesig. Doch was hat eigentlich wirklich einen Einfluss? Eine psychologische Studie hat untersucht, wie Individuen effektiv dazu beitragen können, dass weniger CO2 in unserer Atmosphäre vorhanden ist. Aber Obacht! Die Verringerung des CO2-Ausstoßes ist nur ein Kriterium neben vielen anderen, die zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Die Minderung der gender pay gap und weniger Mikroplastik im Boden sind ebenfalls wichtige Kriterien, die in dieser Studie jedoch nicht behandelt werden.

  • CO2 Äquivalente

    Seth Wynes und Kimberly A. Nicholas haben im Jahr 2017 Daten aus wissenschaftlichen Studien, CO2-Rechnern und Regierungsberichten zusammengetragen und den individuellen Handlungsimpact auf die Emissionseinsparung von CO2 und äquivalenten Treibhausgasen nationenspezifisch erfasst. Über alle Nationen des globalen Nordens hinweg stuften die Autor*innen folgende Handlungen als effektiv klimaschützend ein: Ein Kind weniger gebähren, autofrei leben, nicht fliegen, sich vegan ernähren. Alle diese Handlungen sparen laut Wynes und Nicholas mehr als 0.8 Tonnen CO2 und äquivalente Treibhausgase pro Individuum im Jahr ein, was 5% der jährlichen pro-Kopf-Emissionen in den USA entspricht. Eine Person, die regelmäßig in die Wurstbude und zum Steakhouse geht, dazu noch für einen Kurzurlaub nach Brasilien fliegt, hat allein damit schon 2.4t CO2 und Äquivalente in die Atmosphäre gepustet. Dabei liegt das aktuelle Ziel des Klimaschutzplanes 2050 übrigens bei 2.1t CO2 und Äquivalente pro Jahr pro Kopf.

  • Mobilität, Energie und Wohnen

    Das Kriterium, mindestens 0.8 Tonnen pro Jahr einzusparen, ist ebenfalls durch die Vermeidung von transatlantischen Flügen, den Kauf eines effizienteren Autos oder eines E-Autos erfüllt. Die Autor*innen stufen diese Handlungen jedoch nicht als High-Impact-Handlungen ein, da sie im Vergleich zu Nicht-Fliegen und Autofrei-Leben nicht das Potenzial für strukturelle Veränderungen mit sich bringen. Denn wenn es keine Autos mehr gäbe und auch Flugzeuge nicht mehr fliegen würden, was passiert dann auf den Flächen des Straßennetzes? Kann durch dichteres Wohnen zusätzlich Energie gespart werden? Auch eine grüne Energieversorgung würde mehr als 0.8 Tonnen CO2 und äquivalente Treibhausgase einsparen und wird von den Autor*innen aufgrund von Doppelzählungen in der Durchführung der Studie nicht als effektive Klimaschutzhandlung gewertet. Dennoch: In Ländern und Regionen, die ihren Strom hauptsächlich aus Kohlekraftwerken beziehen, ist eine Umstellung auf eine komplett grüne Energieversorgung jedoch sehr effizient.

Zu Handlungen mit nur kleinem klimaschützenden Einfluss zählen die Autor*innen u.a. Kleidung mit kaltem Wasser zu waschen, Recycling zu betreiben, Wäsche aufzuhängen statt den Trockner zu benutzen und Energiesparlampen zu verwenden. Alle Handlungen sparen weniger als 0.4 Tonnen CO2 und Äquivalente im Jahr ein. Zum Vergleich: Sich vegan zu ernähren ist 8 Mal effektiver als die Verwendung von Energiesparlampen.

Wie vermitteln wir dieses Wissen?

Wissenschaftliche Studien wie die eben erwähnte sind nicht für alle Menschen leicht zugänglich. Wenn du aber ganz niederschwellig mit CO2-Äquivalenten  arbeiten möchtest, kannst du bei der Initiative Psychologie im Umweltschutz (IPU) vorbeischauen.

Die Initiative stellt Bildungsmaterial zur Verfügung, unter anderem Postkarten zu den Big Points. Du kannst zum Beispiel andere auf einer Blanko-Version der Grafik erraten lassen, welche CO2-Äquivalente mit welchem Feld zusammenhängen. Das führt oft zu einigen Aha-Momenten!

Schritt 8

Rufe eine Person aus deinem Umfeld an (Freunde, Familie, Kommilliton*innen…), von der du weißt, dass ihr Nachhaltigkeit wichtig ist und sie gerne einen Beitrag leisten möchte.

Teile deine Zusammenfassung von den Big Points und Peanuts klimaschützenden Handelns. Überlegt euch anschließend gemeinsam, was an der Studie kritisiert werden kann. Du kannst dabei auch Bezug auf deine Erkentnisse aus dem Modul “Nachhaltig in Theorie und Praxis” nehmen.

Halte einige Stichpunkte aus eurem Gespräch auf deinem Zettel fest – du wirst sie in späteren Modulen nochmal heranziehen.

Leitfragen für das Gespräch