FIRO – Die Offenheitsphase

Die Offenheitsphase

Nun ist die Offenheitsphase dran. Dieser Phase liegt die Frage zugrunde, wie eng die Gruppe zusammen sein möchte.

Der Fokus liegt darauf, wie eine Gruppe zusammenarbeitet, wie Mitglieder zueinander stehen und auf welchen Ebenen sie miteinander interagieren. Hier wird aus einer Gruppe ein richtiges Team.

An diesem Punkt ist die „Führungsperson“ nicht mehr so präsent, denn alle tragen Verantwortung für die Richtung, die die Gruppe einschlägt. Der soziale Faktor ist auch wichtig, denn regelmäßige persönliche Interaktionen tragen dazu bei, die Gruppe langfristig zu festigen.

Die Mitglieder kennen sich inzwischen gut und jede*r fühlt sich als Mensch akzeptiert. In dieser Phase entsteht das Gefühl: Hier kann ich sein, wer ich bin.

Man hat schon mehr zusammen erlebt, es ist geklärt, wie Entscheidungen getroffen werden, wer dabei ist und wie die Einsatzbereitschaft einzelner Personen ist. Alle kennen die Stärken und Kompetenzen voneinander und wissen, wer welche Aufgaben hat.

Dadurch können Gruppen sehr produktiv zusammenarbeiten, denn es gibt schon viel Erfahrung miteinander und Probleme können offen angesprochen werden. Die Effizienz der Gruppe ist an dieser Stelle sehr hoch und komplexe Aufgaben können gelöst werden.

Es braucht allerdings Zeit, um diese Phase zu erreichen. Wenn nicht alle in der Gruppe in der gleichen Phase sind, wird es umso schwieriger sein, den Rythmus miteinander zu finden.

Im Vergleich zur Inklusionsphase, die auch sehr produktiv sein kann, ist die Komplexität der Aufgaben nun höher, denn jede*r kann Erfahrungen einbringen, um die Aufgaben zu lösen und Ideen können offen diskutiert werden.

Hier zeigt sich innerhalb der Gruppe, wie eng die Mitglieder menschlich zusammen sein wollen und ob die Interaktionen eher auf Aufgaben fokussiert bleiben oder der Austausch stärker auf private Themen übergeht.

Um diese Phase zu erreichen, braucht es Übung in Offenheit durch wiederkehrende Prozesse und Methoden. Das kann sein:

Feedback geben und nehmen

Gemeinsam Entscheidungen treffen 

Gespräche, in denen man zurückblickt und etwas auswertet (Debriefings)

Generell kann die Stimmung in der Gruppe auch offen gestaltet werden, indem Informationen möglichst transparent gemacht werden und immer wieder Raum geschaffen wird, um Dinge zu teilen.

Das wäre zum Beispiel auch der Fall, wenn Personen in einer Moderationsrolle persönlich werden und z.B. offenlegen, wenn sie etwas nicht wissen oder auch mal eine Anekdote preisgeben. Das zeigt der Gruppe, dass alle sich in einem Lernprozess befinden und öffnet den Raum für Ehrlichkeit und offene Kommunikation von beiden Seiten.

Wichtig ist, dass diese Offenheit auch wertgeschätzt wird!

Schritt 7

Überlege kurz, wie du mit den Personen in deiner Gruppe aktuell interagierst. Wie würdest du deine Rolle in der Gruppe beschreiben? Hast du das Gefühl, du bist Teil der Gruppe? Weißt du, wie du zu den anderen stehst?

Nimm dir 10 Min Zeit und ergänze deinen Zettel mit den Gedanken, die dir dazu kommen.

Nun ist es Zeit, all die Theorie mit deinen (geplanten) Aktivitäten als Multiplikator*in zusammenzubringen. Mit deinem neuen Wissen kannst du die Gruppen, von denen du Teil bist oder für die du eine Veranstaltung moderierst, unterstützen. Denke nochmal daran, was du dir zum Kursanfang vorgenommen hast, als Multiplikator*in zu tun.

Welche Aspekte aus dem FIRO Modell möchtest du in deinem Multi-Dasein einsetzen?

 

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Bei allem was in diesem Modul an Modellen, Theorie und psychologischen Erkenntnissen mit dabei war, soll der praktische Teil definitiv nicht zu kurz kommen.

Von der Inklusion über die Kontrolle hin zur Offenheit, kannst du in allen Phasen mit verschiedenen Methoden vorgehen, um den Prozess zu unterstützen und deine Gruppe da abzuholen, wo sie gerade steht.

Vor allem in der Offenheitsphase, können wir nur empfehlen (bis zu dem Grad, wo du dich damit wohl fühlst) in der Gruppe oder Initiative Zeit für Persönliches zu schaffen, für Momente in denen ihr Dinge über euch teilen könnt oder darüber reden könnt, was euch inspiriert, interessiert oder belastet.

Einige Methoden hast du unterwegs schon kennen gelernt, hier ist zum Abschluss noch ein kleines best-of an bewährten Methoden, die du ohne viel Aufwand in euren Gruppenablauf einfließen lassen kannst:

Check-In
Eine kurze Ankommensrunde am Anfang, mit einer oder mehreren Fragen. In einer kurzen Runde gibt man etwas über sich preis, dass anders nicht sichtbar wäre.

So können auch Missverständnisse vermieden werden. Wenn ich zum Beispiel sehr müde zu einem Meeting komme, kann das schnell als Desinteresse interpretiert werden. Wenn ich aber zu beginn schon kurz erzähle, wie es mir geht, kann ich Missverständnisse vermeiden.

Es können auch andere Fragen integriert werden, wie z.B. was hast du am Wochenende gemacht? Was hat dich zuletzt inspiriert? Was motiviert dich, bei der Gruppe dabei zu sein? Langfristig helfen diese kleinen Check-Ins, dass der öffentliche Bereich größer wird, man sich also kennen lernt.
Wertschätzungsrunde
Warum nicht einfach mal 2 Minuten lang pro Person alles teilen, was man an ihr*ihm schätzt? Dafür könnt ihr – je nach Personenzahl in der Gruppe – einfach im Kreis sitzen und legt fest, wer dran ist.

Eine Person stoppt die Zeit und alle können reden, wie es ihnen gerade einfällt. Umso besser ihr euch kennt, umso länger könnte man die Zeit festlegen. Wichtig ist dabei: Wer nicht möchte, muss nicht mitmachen! Es ist allerdings ein tolles Gefühl, diese Dinge von anderen zu hören und dadurch auch Neues über sich selbst zu lernen.
Nach-Plenums-Drinks
Nach einem Gruppentreffen oder einer Veranstaltung gehen alle Gruppenmitglieder noch ein Bier oder Kaltgetränk zusammen trinken. Egal ob im Park, bei einem Mitglied Zuhause oder in der Kneipe.

Es ist so einfach wie genial und wird dennoch oft vernachlässigt, weil alle in ihrem Alltag und Engagement vielbeschäftigt sind.

Wichtig ist dabei die goldene Regel, dass nicht über Projektarbeit gesprochen werden darf. Wer als Erstes über die Initiative redet muss zum Beispiel eine Runde zahlen, nächstes Mal Protokoll schreiben oder einen Kuchen für die Gruppe backen. Hier ist Platz für Diskussion und Austausch auf persönlicher Ebene.
Feedback geben
Du kannst direkt nach Feedback fragen oder eine Situation ansprechen, die sich für dich komisch anfühlt. Wie du schon am Anfang des Kurses erfahren hast, gilt Feedback als ein Geschenk, welches du annehmen kannst.

Wenn es nützlich ist, behalte es, sonst werfe es (im Stillen) wieder weg. Wenn du Feedback erhältst, welches du nicht verstehst, kannst du dir immer die Frage stellen: Wenn nur 1% von diesem Feedback wahr wäre, was ist es und hilft mir diese Information? Der Begriff hört sich im Deutschen viel negativer an, als im Englischen. Da steht es vielmehr für eine Rückmeldung zu etwas, egal ob positiv oder negativ!