Von Handlungsfeldern und Alternativen

Mögliche Handlungsebenen

Um von der abstrakten Diskussion zu umsetzbaren Maßnahmen zu kommen, ist es hilfreich, Handlungsebenen zu definieren. Der HOCH-N Verbund von Hochschulen, die zu Nachhaltigkeit im Hochschulsystem geforscht und gearbeitet haben, definiert fünf Handlungsebenen.

Zu jeder gibt es einen Leitfaden und zusätzlich einen für Nachhaltigkeitsberichterstattung. Auch netzwerk n agiert auch auf diesen Handlungsebenen und orientiert sich an ihnen. Doch was bedeuten sie für eine nachhaltige Hochschule und wie sieht es in der Praxis aus?

Schritt 4

Versuche anhand des folgenden Textes auf S. 6 – 10 herauszuarbeiten, was unter den Handlungsebenen verstanden wird und wie Nachhaltigkeit in diesen Handlungsfeldern skizziert wird.

Notiere dir deine Erkenntnisse auf einem Zettel.

Überlege dabei, ob dich diese Beschreibung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen anspricht. Verstehst du auf Anhieb, was in den Handlungsfeldern passiert? Hast du sofort eine Vorstellung davon? Ist der Text leicht oder anstrengend zu lesen und warum?

Beispiele des Gelingens oder Scheiterns?

Unter den fünf Handlungsfeldern fallen verschiedene Maßnahmen für eine nachhaltige(re) Entwicklung an Hochschulen. Wir nehmen an dieser Stelle ein paar davon in den Blick, die in aktuellen Debatten als Good Practices dargestellt werden … aber sind sie es tatsächlich? 

Schritt 5

Suche dir eines der Handlungsfelder aus und beschäftige dich in den nächsten 15 Min mit dem aufgeführten Beispiel und den verlinkten Seiten/Texten.

Versuche die Kernproblematik herauszuarbeiten und teile deine Erkenntnisse in dem entsprechenden Feld auf dem Whiteboard weiter unten. Falls dort schon Punkte eingetragen wurden, ergänze sie mit deinen Kommentaren oder bringe weitere Gedanken mit ein.

Der Begriff Service Learning taucht immer öfter auf, wenn es um neue, praxisorientiertere Formen der Lehre geht. Dabei wird ehrenamtliches Engagement z.T. außerhalb der Hochschule mit Leistungspunkten im Studium verknüpft. Studierende „tun Gutes“ für die Gesellschaft, widmen sich aktuellen Praxisproblemen und können gleichzeitig dieses Ehrenamt in der Studienlogik honorieren lassen. Klingt eigentlich nach einer Win-Win Situation, oder? Aber ist das Konzept wirklich so unproblematisch?

Siehe dir dazu gerne die Stellungnahme vom fzs an. Du kannst die Kernpunkte auf dem Whiteboard eintragen oder direkt deine eigene Meinung dazu schreibn.

Überzeugt dich Service Learning als Format oder siehst du es eher kritisch? Was müsste anders sein, damit es einem Nachhaltigkeitsanspruch gerecht wird?

Hochschulen sind stecken aktuell in einem starken Leistungszwang, nicht zuletzt durch die Exzellenzlogik im Bereich Forschung. Als „Exzellenzuniversität“ bekommen Hochschulen zusätzliche staatlichen Fördergelder von Bund und Land, um ihre Forschung weiter zu verbessern. Hintergrund ist vor allem ein verbessertes Image und internationale Wettbewerbsfähigkeit.

In der letzten Vergaberunde haben sich viele Studierende, z.B. auch an der Uni Hamburg, dagegen positioniert.

Was ist deine Meinung zu dem Exzellenzsystem, fördert es nachhaltige Strukturen? Könnte es hilfreich für eine nachhaltige Entwicklung sein, wenn z.B. starke Nachhaltigkeitskriterien für die Verleihung berücksichtigt werden? Trage deine Überlegungen auf dem Whiteboard ein und schaue, was andere dazu sagen.

Wenn wir Governance als Steuerung oder Führung der Hochschule verstehen, ist es für eine nachhaltige Entwicklung wichtig, dass alle Statusgruppen an Hochschulen auch ein Mitspracherecht haben. Darauf geht wir im Modul zu Hochschulstrukturen noch stärker ein.

Im HOCH-N Leitfaden zum Bereich Governance (S. 22 – 25) wird das Argument „Gut gemeint ist nicht gut gemacht“ aufgegriffen und 5 verschiedene Regler für Governance-Prozesse eingebracht.

Findest du diese für eine nachhaltige Governance-Struktur angemessen? Meinst du, dass dadurch alle Personen an Entscheidungsprozessen beteiligt werden können? Teile deine Gedanken dazu auf dem Whiteboard.

 

Hochschulen können sich in ihrem Betrieb z.B. durch EMAS zertifizieren lassen, um nachhaltiges Vorgehen nachzuweisen. Es ist ein leistungsbasiertes System und schaut stark auf Verbrauch und Ressourceneffizienz. Auch wenn das ein wichtiger Schritt ist könnte man an dieser Stelle fragen – greift das zu kurz? Kann die betriebliche Ebene ganzheitlicher gedacht werden?

Die Gemeinwohlökonomie hat z.B. einen Hochschulspezifischen Leitfaden entwickelt, der weitere Kriterien mit einbezieht. Diesen kannst du dir gerne im Detail anschauen oder du schaust auf die übergeordneten Kriterien der Gemeinwohlökonomie-Matrix. Welche Aspekte werden hier einbezogen, die bei EMAS fehlen?

Schreibe auf dem Whiteboard, wie du die beiden Ansätze und ihre Wirkung einschätzt. Deckt sich einer davon stärker mit deinem  Nachhaltigkeitsverständnis?

Der Transfer von Hochschule in die Gesellschaft und andersherum wird einer immer präsenterer Bereich. Ziel ist es, dass Hochschulen sich gesellschaftlichen Herausforderungen annehmen, betroffene und interessierte gesellschaftliche Akteur*innen aktiv einbezogen werden und die Institution sich nach außen öffnet.

Nach Uwe Schneidewind (2016) geht es darum, Hochschulen zum Ort für bürgerschaftliches Engagement werden zu lassen, anstatt in akademischer Eigenlogik, Disziplinorientierung und Exzellenzstreben zu verbleiben. Es geht um die Entwicklung einer Bürgerhochschule mit Wissensaustausch auf Augenhöhe.

Wo siehst du Potenziale im Transfer von Hochschule in die Gesellschaft und andersherum? Kennst du Beispiele für Formate, wo das schon funktioniert z.B. eine Kinderuni? Trage diese gerne auf dem Whiteboard ein.

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Das hier ist die Aufgabe

Vom Kurs in die Welt!

Wir gehen in den Multiplikator*innen-Modus! Auch wenn du schon vor diesem Modul von den Handlungsebenen gehört hast und mit ihnen vertraut bist – andere in deinem Umfeld, deiner Initiative oder deinem Freundeskreis sind es vielleicht nicht. Setze dich mit einer Person in Verbindung, die noch nicht in der Materie drinsteckt und vereinbare ein Austauschgespräch.

Überlege vorher, wie du ihm oder ihr deine Erkenntnisse anschaulich vermitteln kannst, z.B. mit einem Frage-Antwort Spiel, wo dein*e Gesprächspartner*in erraten muss, um welche Handlungsebene es sich handelt.

Optionaler Exkurs: SDGs und (d)eine Hochschule

Die Handlungsfelder bieten ein hilfreiches Raster, um nachhaltige Veränderung an Hochschulen anzugehen. Aber es können natürlich auch andere Kriterien herangezogen werden.

An anderer Stelle im Kurs hast du schon die Nachhaltigkeitsziele (SDGs) kennengelernt. Hier findest du einen Leitfaden von 2017 (auf Englisch), der die Nachhaltigkeitsziele konkret auf Hochschulen bezieht und die SDGs direkt thematisiert. Auf S. 10 – 30 gibt es einen Überblick.

Die Autor*innen sprechen sich hier über den Hochschulkontext in Australien, Neuseeland und Ozeanien, aber vieles kann auch auf Deutschland übertragen werden.